Der Pfad des Teufels by Arthur W. Upfield

Der Pfad des Teufels by Arthur W. Upfield

Autor:Arthur W. Upfield [Upfield, Arthur W.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2015-11-28T16:00:00+00:00


15

Clarence B. Bagshott

Auf der Terrasse des Chalets auf der faulen Haut liegend, genoß Bony den Blick auf die Berge und das Tal, die sich in all ihrer Farbenpracht vor ihm hinbreiteten. Auf den breiten Armlehnen seines Stuhls standen eine Tasse Tee und ein Teller von Mrs. Parkes’ Mürbgebäck.

Im Augenblick hätte er mit seinem Leben zufriedener nicht sein können. Er lernte neue Menschen kennen; etwas, was er stets als erfrischend empfand. Selbstredend waren sie ein ganz anderer Schlag als die Menschen aus dem Landesinneren, aber so nach und nach konnte er diese Leute aus dem Süden verstehen, und dieses wachsende Verständnis steigerte wiederum sein Interesse.

Da war zum Beispiel das Ehepaar Watkins. Die beiden hatten dafür gesorgt, im Speisesaal einen Tisch für sich allein zu haben. Watkins hatte schwere Hängebacken; seine Frau war massig und mit Puder, Lippenstift und Schmuck geradezu überladen. Warum hatten die beiden wohl auf einen separaten Tisch bestanden, wo sie doch ständig so laut sprachen, daß jeder sie hören konnte? In ihren Gesprächen ging es ausschließlich ums Reisen – ihre eigenen Reisen nach Neuseeland, Tasmanien und Sydney. Merkwürdig, auf welche Arten sich Minderwertigkeitsgefühle so äußern. Bisker und der Mann, der eben den Rasen mähte, waren fünfzigmal so viel gereist wie die Watkins’, aber man hätte nie gehört, daß einer der beiden seine Reiseabenteuer an die große Glocke gehängt hätte.

George erwähnte mit keinem Wort, daß er sechs Jahre lang Steward auf einem Passagierdampfer gewesen war. Nie kam ihm ein lautes oder gar dogmatisches Wort über die Lippen. Er glich einer gut geölten Maschine, die geräuschlos über die Schiene des Lebens glitt. George hatte mehr zu bieten als das Ehepaar Watkins zusammengenommen, denn unter seiner zuvorkommenden Art hatte er Charakter, einen Charakter, den der feinfühlige Bonaparte eher spürte, als daß er ihn sah. Bolt hatte seine Zufriedenheit zum Ausdruck gebracht, was Georges Vergangenheit anbelangte, und das meiste darüber hatte er aus anderen Quellen erfahren und nicht aus dessen eigenen Mund.

Ein Vergleich von Miss Jade mit Mrs. Watkins ließ letztere oberflächlich erscheinen. Obwohl Miss Jade Bonys romantische Ader ansprach, mußte er sich eingestehen, daß er sie nicht verstand. Sie verfügte über Charakter – darüber herrschte keinerlei Zweifel. Sie wußte sich zu beherrschen und vermochte so über andere zu gebieten. Nicht ein einziges Mal hatte Bony auch nur die Spur einer Nachlässigkeit an ihr bemerkt, weder hinsichtlich ihrer Kleidung noch hinsichtlich ihrer Erscheinung oder Sprache. Dieser rigorosen, aber von so warmen weiblichen Zügen wie Mitgefühl und Verständnis gemilderten Selbstdisziplin verdankte sie ihren geschäftlichen Erfolg.

Von den Gästen hatten nur Sleeman und Downes Charakter; ob dieser freilich gut oder schlecht war, darüber war Bony sich noch nicht im klaren. Raymond Leslie, der Maler, war ein Windbeutel, und Lee, der Schafzüchter, schien in einer an Vieh und Futtermitteln nicht interessierten Gesellschaft außerhalb seines Elements. Daß das Chalet Weitblick augenblicklich fast keine Gäste hatte, schien allen, Miss Jade nicht ausgeschlossen, zu behagen.

Bony beschloß, sich durch einen Spaziergang etwas Bewegung zu verschaffen und dabei womöglich mehr über diesen Mann, Clarence B. Bagshott, zu erfahren und ihn vielleicht gar zu Gesicht zu bekommen.



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